Oskar S., 2021, Foto: Notburga Karl

Oskar S., 2021
Objekt | Hüpfburg, Sonderanfertigung nach Maß

 

 

Ein! Durchschreiten der Lichtschranke, lautes Gebläse, lauthals Luft in den alarmierend roten Farbschlauch. Ein Männeken nimmt Form an, noch auf dem Rücken liegend, die Beine im 90 Grad Winkel nach oben reckend. Er hebt sich, aber erhebt sich nicht – das schafft Platz, zum Verweilen. Eine Künstlerin erlaubt sich einen Kommentar auf die geometrisierende und technoide Formensprache von Körpern. Mit der mechanischen Organform darf hier weniger getanzt, als auf ihr geruht oder gehüpft werden. Aus! Ohne einströmende Luft sackt die aufgeblähte Form wieder in sich zusammen. Er ruht, aber niemals in sich. Haut ohne Knochen, körperloses Spektakel - ganz der Interaktion ausgeliefert, entzieht sich dieser luftige Organismus der für eine Ewigkeit gebauten architektonischen Last.

 

Notburga Karl hat Freie Kunst und Kunstpädagogik an der Akademie Düsseldorf und München studiert und war Meisterschülerin von Jannis Kounellis; ein Postgraduierten-Stipendium des DAAD führte sie nach New York, wo ihre Idee reifte, über Joan Jonas zu promovieren. Seit 2023 ist sie Professorin für Kunstpädagogik und Kunstdidaktik an der Akademie der Bildenden Künste München, mit Forschungsschwerpunkten zur Performanz und Responsivität nonverbaler Wissensformen, zu künstlerischer Kunstvermittlung, zu Methoden deren Beforschung und zur Kunst des Zeigens; im Pochen auf site specificity hält sie den künstlerischen Anspruch im jeweiligen Einsatzgebiet von Kunst aufrecht. Als Künstlerin, Kunstpädagogin und Kuratorin leistet sie Entwicklungs- und Instandhaltungsarbeit. In ihrer Kunst arbeitet Notburga Karl oft bildhauerisch mehrperspektivisch, materialkritisch und nutzt imaginäre Spielräume des Intermedialen. Ihre Performances, Skulpturen, Mobiles, Video- und Klanginstallationen schaffen eine Resonanz zum gegebenen Raum und den Bedingungen der Ausstellung. Bei dieser inspirierten Arbeitsweise ist für Notburga Karl daher Neugierde auf das Ungewisse und Experimentierfreude Voraussetzung.

 

 

english version

On! Passing through the light barrier, loud blower, loud air into the alarming red color hose. A man takes shape, still lying on his back, stretching his legs upward at a 90 degree angle. He rises, but does not rise - creating space, to linger. An artist allows herself a commentary on the geometrizing and technoid formal language of bodies. The mechanical form of the organ is not so much to be danced with as to be rested or hopped on.
Out! Without air flowing in, the inflated form slumps back into itself. It rests, but never in itself. Skin without bones, bodiless spectacle - completely at the mercy of interaction, this airy organism eludes the architectural burden built for an eternity.