Lichtfalle Hamburg, 2015, Foto: Helge Mundt

Lichtfalle Hamburg, 2015
Installation | Leuchtstoffröhren, Acrylglas, Aluminium, verzinktes Stahlrohr, Beton, Stoffbahn (Mischgewebe), Fotoprints

 

 

In der biologischen Forschung werden Lichtfallen eingesetzt, um Artenzählungen vorzunehmen. Im Hamburger Hafen wird alle zwei Jahre der Blue Port durchgeführt, in Kombination mit den Cruise Days, einer Veranstaltung der Freien und Hansestadt Hamburg zur Feier der Kreuzfahrtindustrie. Unter Einsatz eines aggressiven Lichts, das besonders wach macht, wird hier einem Massenpublikum eine besinnliche „blaue Stunde“ vorgezaubert. Für den Biologen Bernd Reuter und Nana Petzet Anlass, der problematischen psychoaktiven Wirkung dieses Spektakels nachzugehen. Es entstand die Idee unter Verwendung identischer Leuchtmittel eine Lichtfalle zu bauen, diese auf einem Schiff zu positionieren und begleitet von Kennern nachtaktiver Insekten das beim Blue Port illuminierte Gebiet nachts zu erforschen. Lichtfalle Hamburg wurde im Rahmen des Programms Kunst im öffentlichen Raum der Kulturbehörde Hamburg gefördert und fand von Freitag 7. August bis Dienstag 11. August 2015 auf der Norderelbe und im Sandtorhafen statt. Auf Initiative des Centrums für Naturkunde der Universität Hamburg wurde am 15. und 16. Juni 2018 ein zweiter Versuch im selben Gebiet durchgeführt, diesmal im Rahmen des Langen Tags der StadtNatur. Bei allen Fahrten ließ sich die hohe Attraktivität des blauen Lichts für nachtaktive Insekten nachweisen. Lichtfalle Hamburg begreift die aktuelle Krise der Insekten als epistemischen Raum, in dem die Warenförmigkeit der Nacht und der Biodiversität sichtbar wird und als Verpflichtung nach Auswegen aus diesem Warendenken zu suchen.

 

Nana Petzet, geb. 1962 in München, lebt und arbeitet in Hamburg. Seit ihrer Performance Rational Scientific Art (1987), einem Vortrag über die Gravitationstheorie eines fiktiven Physikers, steht die Auseinandersetzung mit verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen und ökologischen Fragestellungen im Zentrum ihrer künstlerischen Arbeit. Mit dem SBF-System, einem Gegenmodell zum Grünen Punkt, wandte sie sich 1995 dem Thema Hausmüll zu. Die Gelegenheit, eine Kultur der direkten Weiterverwertung von Verkaufsverpackungen in einer Mangelwirtschaft zu untersuchen, erhielt Petzet 2011 auf Einladung des Goethe Instituts in Addis Abeba, wo Paralysed by the Recycling Paradise entstand. In Modellbiotop Peutegrund (2008 - 2011) kategorisierte und dokumentierte sie die Tier- und Pflanzenwelt eines der letzten Biotope im Hamburger Hafen. Darauf aufbauend entstand 2011 Yamuna Sustainability Park im Zentrum von New Delhi. 2020 brachte sie in Dresden mit dem Projektgarten Harmas KGV die wissenschaftliche Botanik in eine Kleingartenanlage. 2021 erhielt die Künstlerin den Edwin- Scharff- Preis der Stadt Hamburg und 2023 den HAP-Grieshaber Preis der VG Bild- Kunst

 

 

english version

In biological research, light traps are used to make species counts. In the Port of Hamburg, Blue Port is held every two years, in combination with Cruise Days, an event organized by the Free and Hanseatic City of Hamburg to celebrate the cruise industry. Using an aggressive light that makes people particularly awake, a contemplative "blue hour" is conjured up here for a mass audience. For biologist Bernd Reuter and Nana Petzet, this prompted them to investigate the problematic psychoactive effects of this spectacle. They came up with the idea of building a light trap using identical illuminants, positioning it on a ship and exploring the area illuminated by the Blue Port at night, accompanied by experts on nocturnal insects. Lichtfalle Hamburg was funded by the program Kunst im öffentlichen Raum of the Kulturbehörde Hamburg and took place from Friday August 7 to Tuesday August 11, 2015 on the Norderelbe and in the Sandtorhafen.